Deutschland nach dem Ende des II. Weltkrieges (1945 -
1955)
- Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht - Die Dreimächtekonferenz von Berlin - Der Beginn des "Kalten Krieges" - Die Gründung der Bundeswehr - Zeittafel Die bedingungslose Kapitulation Fast auf den Tag genau 6 Jahre nach Beginn des grausamsten Krieges, den die Menschheit bis dahin erlitten hatte, in den ersten Maitagen des Jahres 1945, verstummten die Geschütze der kriegführenden Streitkräfte in Europa. Die faschistische(1) deutsche Wehrmacht war durch die Alliierten Streitkräfte der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens vernichtend geschlagen worden. Am 08. Mai 1945 unterzeichnete Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in Berlin-Karlshorst die ratifizierende Urkunde über die bedingungslose Kapitulation. Bild: By Lt. Moore (US Army) [Public domain], via Wikimedia Commons. Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst Der II. Weltkrieg war ein Krieg mit imperialistischer Zielstellung, durch den das deutsche Finanz- und Monopolkapital eine Vormachtstellung in der Welt erringen wollte. Er war auch ein Krieg zur Vernichtung der staatstragenden Ideologie in der Sowjetunion. Das Ergebnis: "Wohin wir blicken. Ruinen, Schutt und Asche. Unsere Städte sind zerstört, weite, ehemals fruchtbare Gebiete verwüstet und verlassen. Die Wirtschaft ist desorganisiert und völlig gelähmt. Millionen und Abermillionen Menschenopfer hat der Krieg verschlungen, den das Hitlerregime verschuldete. Millionen wurden in tiefste Not und größtes Elend gestoßen"(2). Es wird vermutet, dass durch den Krieg 65 bis 70 Millionen Menschen ums Leben kamen(3).Verwirrung und Orientierungslosigkeit beherrschten große Teile der Bevölkerung. Seitenanfang Die Dreimächtekonferenz
von Berlin (Potsdamer Konferenz)
Bereits wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht fand vom 17. Juli bis 02. August 1945 im Schloss Cecilienhof bei Potsdam die Dreimächtekonferenz von Berlin statt, umgangssprachlich auch als Potsdamer Konferenz bezeichnet. Bild: Die "Großen Drei": (von links nach rechts) der britische Premierminister Clement Attlee, der US-Präsident Harry S.Truman, der sowjetische Generalissimus Josef Stalin; stehend dahinter: der US-Admiral William Daniel Leahy, der britische Außenminister Ernest Bevin, der US-Außenminister James F. Byrnes und der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow Das Hauptanliegen der alliierten
Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz war darauf gerichtet, zukünftig Verbrechen, wie es der vom faschistischen
Großdeutschen Reich ausgelöste II. Weltkrieg war, in Zukunft unmöglich zu machen und den Deutschen zu
ermöglichen, einen friedlichen, demokratischen Staat zu errichten. Dem sollte die Entmilitarisierung, die
Entnazifizierung, die Demokratisierung und Dezentralisierung des gesamten politischen und wirtschaftlichen Lebens dienen.
Nur in wenigen Fällen wurden verbindliche Beschlüsse gefasst, die von allen getragen wurden. Viele Fragen kamen zwar zur Sprache, wurden jedoch aufgrund divergierender Vorstellungen vertagt und sollten auf den dafür eingerichteten Außenministerkonferenzen gründlich beraten und möglichst zu einem einstimmigen Beschluss geführt werden. Am 1. August 1945 wurde das Abschlussprotokoll der Potsdamer Konferenz unterzeichnet und in einer Kurzfassung unter dem Titel "Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin" als Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945" im "Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland" veröffentlicht.(4) Als oberste Besatzungsbehörde wurde derAlliierte Kontrollrat gebildet. Diese Behörde hatte die Funktion einer Regierung für ganz Deutschland mit Sitz in Berlin. Sie bestand aus den Militäroberbefehlshabern der vier Besatzungszonen und konnte bei Einstimmigkeit sogenannte Kontrollratsgesetze erlassen, die für alle Besatzungszonen Gültigkeit besaßen. Zur administrativen Verwaltung der Besatzungszonen wurden Militärregierungen gebildet, an deren Spitze die Militäroberbefehlshaber der jeweiligen Besatzungsmacht standen. Sie nahmen die Regierungsgewalt in ihrer Besatzungszone und in dem ihnen zugewiesenen Sektor von Großberlin wahr und trugen die Verantwortung für die Verwirklichung gemeinsam gefasster Beschlüsse. Seitenanfang Der Beginn des "Kalten Krieges"
Unmittelbar nach dem Ende des II. Weltkrieges, ganz unter dem Eindruck des gemeinsam errungenen Sieges über das "Großdeutsche Reich", herrschte unter den Alliierten in bestimmten Fragen Einigkeit bei der Verwirklichung der Potsdamer Vereinbarungen. Schon bald jedoch wurde ein tiefer Riss sichtbar, der die unterschiedlichen, nationalen Ziele und Vorstellungen der drei Unterzeichner des Potsdamer Abkommens in der Deutschlandpolitik offenbarte. Sie waren letztlich die Ursache für den bald beginnenden Kalten Krieg. Eine große Rolle spielte bereits bei den Verhandlungen in Jalta die Frage der durch Deutschland zu leistenden Reparationen. Die UdSSR forderte in Jalta und Potsdam Reparationsleistungen in Höhe von 20 Milliarden Dollar, die zur Hälfte der UdSSR zufallen sollten und im Verlaufe von 10 Jahren zu erbringen wären(5) sowie die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands. Angesichts der verheerenden Verwüstungen in der Sowjetunion, der weitgehenden Zerstörung ihrer Infrastruktur, tausender Dörfer und Städte und der 27 Millionen Opfer hatten die Bürger der Sowjetunion das uneingeschränkte moralische Recht, Reparationsleistungen von Deutschland zu fordern. Die USA und Großbritannien änderten ihre reparationspolitischen Forderungen mehrfach, was schließlich dazu führte, dass keine Lösung gefunden wurde, die alle Siegermächte befriedigte. Sie lehnten Reparationsleistungen aus der laufenden Produktion generell ab und verzichteten weitgehend auf Demontagen. Die Folge war, dass die Bevölkerung der SBZ/DDR fast die gesamte Last der Reparationen allein zu tragen hatte (6). Aufgrund ihrer historischen Erfahrungen forderte die UdSSR, die den Hauptteil am Sieg der Alliierten über den deutschen Faschismus im II. Weltkrieg geleistet hatte, einen friedlichen, antifaschistischen und neutralen deutschen Staat. Sie und auch die damaligen politischen Akteure der DDR selbst sahen in der DDR auch noch einige Jahre nach ihrer Gründung am 08. Oktober 1949 ein Provisorium, weil sie die Schaffung eines solchen deutschen Staates in Zentraleuropa auch noch nach der Gründung der BRD und der DDR für möglich hielten. Das änderte sich erst im Verlaufe der frühen 50er Jahre als deutlich wurde, dass die Deutschlandpolitik der westlichen Alliierten andere Ziele verfolgte als die UdSSR, unumkehrbar wurde und diese auch durchzusetzen begann. Die Bildung einer gesamtdeutschen Regierung aus Vertretern aller vier Besatzungszonen war die wesentlichste Voraussetzung dafür, dass die Siegermächte Friedensverhandlungen aufnehmen konnten. Zahlreiche politische Aktivitäten in der sowjetischen Besatzungszone waren darauf gerichtet, eine gesamtdeutsche Regierung zu bilden. "Deutsche an einen Tisch" war die politische Parole in dieser Zeit, die von breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung in allen Zonen massiv unterstützt wurde. Denn das war die Grundvoraussetzung, um überhaupt Verhandlungen über einen Friedensvertrag zwischen den 4 Siegermächten und Deutschland zu ermöglichen. Für Deutschlands Zukunft war der Abschluss eines Friedensvertrages mit den Siegermächten von erstrangiger Bedeutung (7). Am 20. Juni 1948 wurde die D-Mark in den Westzonen Deutschlands alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel(8). Damit gab es in den vier Zonen Deutschlands zwei unterschiedliche Währungen. Das empfand die UdSSR als schwerwiegenden Verstoß gegen ihre reparationspolitischen Interessen. Die daraufhin am 24. Juni 1948 von der SMAD veranlasste Sperrung sämtlicher Land- und Wasserwege aus den westlichen Zonen in die Westsektoren von Berlin ging als Berlin-Blockade in die Geschichte ein. Sie brachte nicht das von der SMAD erhoffte Ergebnis und wurde am 12. Mai 1949 offiziell beendet. Der innerdeutsche Handel war faktisch zum Erliegen gekommen und jeglicher Güter- und Dienstleistungsverkehr zwischen den westlichen Besatzungszonen und der SBZ war unterbunden. Die Einführung der D-Mark in den drei Westzonen werten viele Historiker als Beginn des "Kalten Krieges". Am 25. Juni 1950 brach in Korea ein militärischer Konflikt zwischen Nord- und Südkorea aus. Diesen Krieg nahm Kanzler Konrad Adenauer zum Anlass, am 29. August 1950 ein Memorandum (9) an den Geschäftsführenden Vorsitzenden der Hohen Kommission, General John McCloy zu richten, in dem er von einer großen Bedrohung der westlichen Welt durch die UdSSR und die DDR sprach. Der deutsche Historiker Henning Köhler wies nach, dass das "eine bewusste Täuschung des Kabinetts" war (10). Durch das Memorandum wurde in der westlichen Welt eine gewaltige Hysterie unter der Bevölkerung ausgelöst, um sie für die zukünftigen Pläne der Westmächte empfänglich zu machen. Obwohl im Potsdamer Abkommen die völlige Entmilitarisierung Deutschlands beschlossen wurde, organisierten sich bereits 1949, wenige Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges, fünf Jahre vor Gründung der Bundeswehr, mehrere Tausend ehemalige Offiziere in paramilitärischen Netzwerken. Zu diesen, im Geheimen operierenden Organisationen zählte die berüchtigte Schnez-Truppe (11), der 2000 ehemalige Offiziere der Wehrmacht und der Waffen-SS angehörten. Namhafte Mitglieder waren Generale der ehemaligen Deutschen Wehrmacht, Adolf Heusinger und Hans Speidel. Ihr Ziel war es, eine geheime Armee von 40.000 Mann aufzustellen. Sie wurden finanziert von den USA und später unterstützt vom deutschen Geheimdienst (Organisation Gehlen), von Unternehmen und von der Bereitschaftspolizei. In Wald-Michelbach im Odenwald unterhielten diese Partisanen in den 50er Jahren ein geheimes Ausbildungszentrum. Die Gruppe fliegt auf, weil sich ein Mitglied der Polizei offenbarte. Bei der Razzia werden Todeslisten sichergestellt mit den Namen vermeintlich unzuverlässiger Personen, darunter Kommunisten und führende Sozialdemokraten wie Herbert Wehner und Fritz Erler. Seitenanfang Die Gründung der Bundeswehr Am 27. Februar 1955 wurden die Pariser Verträge vom Deutschen Bundestag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten gebilligt, am 5. Mai 1955 traten sie in Kraft. Am darauf folgenden Tag wurde die Bundesrepublik Mitglied der NATO (12). Bereits nach der ersten Lesung des Vertragsentwurfs im Bundestag hatte die UdSSR den westlichen Alliierten eine diplomatische Note übergeben, in der sie zum Ausdruck brachte, dass die Ratifizierung der Verträge die endgültige Spaltung Deutschlands bedeutet. Mit der Ratifizierung der Pariser Verträge wurde die BRD in die Nato eingebunden, obwohl im Potsdamer Abkommen die völlige Entmilitarisierung Deutschlands beschlossen worden war. Damit war die Aufstellung einer westdeutschen Armee auf den Weg gebracht. Dieses Vertragswerk war Ausdruck einer gegen die osteuropäischen Staaten gerichteten Strategie. Die Bildung einer gesamtdeutschen Regierung und der Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland waren damit auf ungewisse Zeit verschoben. Die Aufstellung bewaffneter Kräfte in der DDR war nun nicht mehr zu vermeiden. Mit der Ratifizierung der Pariser Verträge war die Chance, einen Friedensvertrag mit Deutschland abzuschließen, endgültig vertan. Am 15. Mai 1955 wurde in Wien der Staatsvertrag (13) zwischen Österreich und den vier Besatzungsmächten unterzeichnet. Eine Gedenktafel am Oberen Belvedere erinnert mit folgendem Text an die Unterzeichnung des für die weitere Geschichte der Republik Österreich bedeutsamen Staatsvertrages. 15. MAI 1955. DER STAATSVERTRAGS-SONNTAG IM BELVEDERE 15 MAY 1955. THE STATE TREATY SUNDAY AT THE BELVEDERE Der österreichische Staatsvertrag beinhaltet die Wiederherstellung der vollen staatlichen Souveränität der Republik Österreich nach der nationalsozialistischen Herrschaft, dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der darauffolgenden Besatzungszeit. Er wurde am 15. Mai 1955 im Oberen Belvedere von den Außenministern und Hochkommissären der vier Alliierten Mächte - Sowjetunion, Großbritannien, USA und Frankreich - sowie dem österreichischen Außenminister unterzeichnet. Am Vormittag trafen die Delegationen ein. Im Marmorsaal wurden sie von Bundeskanzler Raab, Vizekanzler Schärf und Außenminister Figl begrüßt. Unzählige Kameras aus der ganzen Welt waren auf die Unterzeichner und auf das 300 seitige Vertragswerk in grünem Leder gerichtet. Als erster unterschrieb der russische Außenminister Molotow, als letzter setzte Leopold Figl seine Unterschrift mit grüner Tinte auf das Dokument. Als sich die Unterzeichner auf dem Balkon des Schlosses zeigten und Figl den gesiegelten Staatsvertrag der Menschenmenge präsentierte, war der Jubel grenzenlos. The Austrian State Treaty restored the state sovereignty of the Republic of Austria following Nazi rule, the end of the Second World War and the ensuing period of occupation. On 15 May 1955, the State Treaty was signed in the Upper Belvedere by the foreign minis-ters and high commissioners of the four allied powers--the Soviet Union, Britain, the USA, and Franceas well as the Austrian foreign minister. The delegations arrived in the morning. They were greeted in the Marble Hall by Chancellor Raab, Vice-Chancellor Schärf, and Foreign Minister Figl. Countless cameras from all over the world were trained on the signatories and the three-hundred-page treaty, bound in green leather. Russian Foreign Minister Molotov was the first to sign; Leopold Figl was the last, adding his signature to the document in green ink. Around noon, the signatories stepped out onto the Upper Belvedere's balcony and Fig| presented the signed and sealed State Treaty to the waiting crowds who burst into resounding cheers. Am 27. Juli 1955 trat der Vertrag nach Ratifikation durch alle fünf Staaten in Kraft. Am 26. Oktober 1955 - die fremden Truppen waren vollständig abgezogen - beschloss der Nationalrat das Neutralitätsgesetz (14), in dem sich Österreich zu immerwährender Neutralität verpflichtete. Wäre das eine Alternative auch für Deutschland gewesen? Es gibt Historiker, die diese spekulative Frage mit einem verhaltenen "Ja" beantworten. Mancher meint, dann hätte es wohl auch keine BRD in der bis 1990 bestehenden politischen Ordnung und keinen Staat, der sich den Aufbau des Sozialismus zum Ziel gesetzt hatte, gegeben und auch die historischen Verdienste nicht, derer sich beide Staaten, die DDR und die BRD rühmen können. Seitenanfang Literatur
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