Ausbildung von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern für die bewaffneten Organe der DDR
Anfänge der Ausbildung - Die Offiziersschule der Rückwärtigen Dienste
P. Rausch
Mit dem Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Nationale Verteidigung vom 18. Januar 1956,
das am 24. Januar 1956 in Kraft trat, reagierte die Regierung der DDR auf die zuvor am 15.Mai 1955 erfolgte
Schaffung der Bundeswehr.
Im Gefolge dieses Gesetzes wurden alle Einheiten, Truppenteile und Einrichtungen der KVP in die NVA überführt.
Die damit verbundenen personellen und strukturellen Veränderungen blieben auch für die Feldscherschule nicht ohne Folgen.
Nach Beendigung des Studienjahres 1956/1957 wurde die Feldscherschule aufgelöst und als Lehrstuhl Militärmedizin in die Schule der Rückwärtigen Dienste eingefügt.
Heimstatt für die Schule der Rückwärtigen Dienste der NVA wurde die Zitadelle auf dem Petersberg in Erfurt (1).
Die Offiziersschule RD war nach Lehrstühlen strukturiert. Feldschere wurden fortan am "Lehrstuhl Militärmedizin" ausgebildet.
Erster Lehrstuhlleiter wurde der letzte Kommandeur der Feldscherschule Oberstleutnant Dr. Krenz.
Ihm folgten Dr. König, danach Dr. Hippe (2), Absolvent der Militärmedizinischen Akademie "S.M. Kirow" Leningrad.
Der Lehrstuhl unterstand nun direkt der Medizinischen Verwaltung des Ministeriums für Nationale Verteidigung.
In den Jahren 1961 bis 1963 wurden verschiedene Offiziersschulen einzelner Teilstreitkräfte der NVA zur "Offiziersschule der Landstreitkräfte" zusammengefasst.
1963 wurde die Offiziersschule RD von Erfurt an den Standort Zittau verlegt(3).
Der neue Unterbringungsort war eine ehemalige Artilleriekaserne, die Mandaukaserne in Zittau.
Der ehemalige Lehrstuhl Militärmedizin der Offiziersschule der Rückwärtigen Dienste wurde unter 10 Fachrichtungen als VII. Fachrichtung (RD) in die Offiziersschule der Landstreitkräfte eingegliedert (4).
Damit änderten sich auch Umfang und Inhalt der Feldscherausbildung erheblich. Die Ausbildungszeit wurde von 3 auf 4 Jahre verlängert.
Am 03. Februar 1971 verlieh der Minister für Hoch- und Fachschulwesen der Offiziersschule der Landstreitkräfte den Status einer Hochschule.
Sie wurde in Offiziershochschule der Landstreitkräfte "Ernst Thälmann" umbenannt und erhielt 1982 das Recht zur Verleihung des ersten akademischen Grades, des Diploms.
Die Hochschule wurde in 12 Sektionen gegliedert. Die ehemalige VII. Fachrichtung der Offiziersschule RD wurde nach der Umstrukturierung zur IX. Sektion Rückwärtige Dienste,
der ehemalige Lehrstuhl Militärmedizin zum Lehrstuhl Materiell-medizinische Sicherstellung.
Seit 1982 beendeten die Offiziersschüler am Lehrstuhl für Materiell-medizinische Sicherstellung ihr Studium mit der Berufsbezeichnung "Sanitätszugführer/Offizier für materiell-medizinische Sicherstellung".
Literatur
(1) Richter, W., Die Ausbildung von Feldscheren und Offizieren der materiell-medizinischen Sicherstellung. Referate an-lässlich des Workshops des Arbeitskreises Geschichte der Wehrmedizin vom 20.-21.04.2004 in Leipzig, Elbe-Dnjepr-Verlag, ISBN 3-933395-86-0, S. 55
(2) Ebenda, S. 56
(3) Ebenda, S. 58
(4) Ebenda, S. 58-59