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Die Aus- und Weiterbildung militärmedizinischer Hochschulkader an der Militärmedizinischen Akademie "S. M. Kirow" in Leningrad
Dritte Gruppe (1983 bis 1990)
Uwe Zenk
Im August 1984 begann das Medizinstudium dieser Gruppe an der Militärmedizinischen Akademie "S.M. Kirow" in Leningrad (VMOLA) mit 5 Kursanten, von denen vier das Studium 1990 mit dem Diplom beendeten. Sie hatten sich alle für ein Studium an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald beworben und durchliefen zunächst wie alle Bewerber das Zulassungsverfahren an der MMS. Danach wurde den bestätigten Bewerbern mit den besten Kenntnissen in der russischen Sprache das Angebot unterbreitet, an der VMOLA zu studieren. Das 1. Studienjahr galt vordergründig der Verbesserung der Sprachkenntnisse. Daneben wurden in Vorlesungen militärische Grundkenntnisse vermittel.
Im 2. und 3. Studienjahr wurden die medizinischen Fächer gelesen, die auch in der DDR für Medizinstudenten bis zum Physikum gehalten wurden. Zusätzlich wurde die militärische und militärmedizinische Ausbildung fortgesetzt. Dieser Teil des Studiums wurde mit 5 Abschlussprüfungen beendet.
Im 4. Studienjahr begann die klinische Ausbildung in Kliniken des Stadtgebietes von Leningrad. Diese erfolgte vormittags, an den Nachmittagen wurden Seminare durchgeführt. Mit Beginn des 5. Studienjahres begann man eine Diplomarbeit, teilweise auch bereits eine Promotionsarbeit. Zum Abschluss des Studiums nahmen vier Kursanten die letzte Hürde, das Staatsexamen.
Im Frühsommer des Jahres 1990 kamen die Absolventen der 3. Gruppe in die DDR zurück, in einer Zeit, in der sich ihr Staat DDR im Zustand der Auflösung befand. Minister für Frieden und Abrüstung war ein ehemaliger Studentenpfarrer der DDR, Herr Eppelmann, geworden, der die heimgekehrten Leningrader Absolventen vor die Alternative stellte:
Entweder
  • befristete Übernahme in die Bundeswehr für 2 Jahre ohne Garantie für den Verbleib in dieser Armee, oder
  • Entlassung aus der NVA.
Alle Absolventen dieser Gruppe entschieden sich für den Austritt aus der NVA. Die Folge davon war, dass diese vier jungen Studenten noch einmal an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald immatrikuliert werden mussten, um das Staatsexamen zu wiederholen, diesmal in deutscher Sprache, und danach das obligatorische Jahr der Pflichtassistenz abzuleisteten.
Dieses Pflichtjahr absolvierten sie in klinischen Einrichtungen in Rostock und Stralsund. Es war gekennzeichnet vom Kampf um die Anerkennung des Diploms und die Approbation. Beides, die Anerkennung des Diploms und die Approbation erfolgten nach dem Beitritt der DDR im "vereinten" Deutschland.

Kursanten der 2. und 3. Gruppe im Jahr1985